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Treppensteigen

Die Auffassungen darüber, ab wann Welpen erstmals das Treppensteigen erlernen sollen, gehen weit auseinander. Wenn der Wurfbereich bereits Möglichkeiten bietet, dass Welpen in dem Maße, wie sie ihren eigenen Aktionsradius ausweiten, auch Klettermöglichkeiten haben, ist für sie das spätere Treppensteigen und - was für sie weit schwieriger ist, - das Hinunterklettern, kein Problem.
Unsere Erfahrungen zeigen, dass bei Hunden, die bis zum Ende ihrer 16. Lebenswoche nicht gelernt haben, Treppen zu gehen, dafür im allgemeinen ein gesondertes und sorgfältig abgestimmtes Training nötig ist, dessen Ziel es ist, psychische Hemmungen des Hundes zu überwinden.
Die Befürchtung, dass Welpen durch das Treppensteigen Hüftgelenksdysplasie erwerben würden, ist unbegründet; sorgfältig abgestimmtes Klettern kräftigt die Muskulatur und ist somit gesundheitsfördernd, allerdings sind Übertreibungen in dieser Hinsicht wiederum schädlich. Bei Wohnverhältnissen, die mit häufigem Treppensteigen verbunden sind, ist anzuraten, den Welpen nicht ständig hinterherlaufen zu lassen, sondern ihn entweder in der Wohnung zurückzulassen oder ihn gelegentlich zu tragen und ihn evtl. in Intervallen einige Stufen laufen zu lassen.
Treppen gibt es in den unterschiedlichsten Formen und Materialien: Gerade, gewinkelte, gewundene, flache, steile Treppen, in den Ausführungen aus Holz, Metall, Stein, Glas, Gitter usw. gefertigte Treppen. Wenn Hunde Hemmungen haben, Treppen zu steigen oder, was für sie weitaus schwieriger ist, hinabzusteigen, dann hat das erfahrungsgemäß folgende Ursachen:
Die Treppe ist ihnen zu eng (Kellertreppen, insbesondere solche, die in dunkle Räume führen), zu steil, oder die Stufen sind ihnen ungewohnt: Glatte Stufen, offene Setzstufen, Trittstufen aus Gitterrosten usw.
Dort, wo es versäumt worden ist, Hunden das Treppenlaufen rechtzeitig zu vermitteln, kann man sie erfahrungsgemäß durch systematisches Training rasch lehren, Treppen unterschiedlichster Art problemlos zu bewältigen.

Wie lehrt man den Hund das Treppensteigen?
An der Übung beteiligen sich am besten zwei dem Hund gut vertraute Personen. Da für den Hund die Probleme meist psychischer Natur sind, ist es wichtig, ihm vom ersten Übungsschritt angefangen, das Gefühl der Sicherheit zu vermitteln, und die Übungen so anzulegen, dass er keine Möglichkeit hat, sich den Hilfen zu entziehen.

Man beginnt mit dem Treppensteigen
Setzen wir voraus, es handelt sich um eine gerade verlaufende Treppe mit geschlossenen Stufen im normalen Verhältnis von Setz- zu Trittstufe in einem Haus mit der Geschoßhöhe von etwa 2,50 Meter.
Eine Person, hier mit A benannt, hält mittig vor ihrem eigenen Körper einen attraktiven Futterbrocken bereit und geht rückwärts, am besten sitzend und von Stufe zu Stufe hockend, die Treppe hinauf; die andere Person, hier B genannt, nimmt den Hund fachgerecht auf den Arm und setzt ihn wie selbstverständlich auf die zweite oder dritte Treppenstufe in unmittelbare Nähe des Futterbrockens von A. Während A den Hund mit freundlichem Zureden und Verabreichung von Futter zu sich auf die nächste Stufe lockt, blockiert B mit ausgestreckten Armen den Rückweg des Hundes und verhilft ihm, falls erforderlich, mit leichtem Hub unter seiner Brust auf die nächst höhere Stufe.
Die häufigste Reaktion des Hundes besteht dann darin, dass er zwar die Vorderläufe um eine Stufe höher setzt, aber die Hinterläufe nicht nachzieht; sein Rücken ist lang gestreckt, so dass er kaum eine harmonische und ausgeglichene Körperhaltung einnehmen kann. Das ist aber wichtig, weil Körper und Psyche sich in einem ausgewogenen Zustand befinden müssen, ehe die Übung fortgesetzt wird. An diesem Punkt ist die Geschicklichkeit und die Beherztheit von B verlangt: B umfasst mit einer Hand einen Unterschenkel kurz oberhalb des Fußes und setzt diesen Fuß auf die nächsthöhere Stufe.
Sollte der Hund in dieser Körperhaltung nicht schon von sich aus den zweiten Hinterlauf auf die höhere Stufe neben den anderen Fuß setzten, verhilft man ihm dazu in der gleichen Weise, wie eben beschrieben.
Während dessen unterstützt A die Aktionen des Hundes durch ruhiges Lob und Abgabe eines Futterbrockens. A achtet darauf, dass sie erst dann eine Stufe höher steigt, wenn der Hund sich beruhigt hat. Dann werden die Aktionen bis zum Ende der Treppe fortgesetzt. Oben angekommen, erhält der Hund überschwängliches Lob.

Wie lehrt man den Hund das Treppenhinabsteigen?
Man verfährt im umgekehrten Sinne so, wie beim Treppensteigen: Person A geht mit einem bereitgehaltenen Futterbrocken rückwärts die Treppe hinunter und blockiert nötigenfalls mit ausgestreckten Armen die Treppe so, dass der Welpe nicht links oder rechts vorbeilaufen kann.
Person B hält den Hund in den Armen, setzt ihn, mit den Vorderläufen voran, mit sicherem Griff auf die nächst tiefer gelegene Stufe.
Auf diese Weise wird dem Hund der Rückwärtsweg versperrt und er geht, mehr oder weniger freiwillig, eine (oder mehrere) Stufen abwärts. Durch ruhiges Zureden von A und B gerät der Hund nicht in Panik. Es sollte darauf geachtet werden, dass ihm genügend Bewegungsfreiheit gegeben ist, ohne ihn außer Kontrolle zu lassen. Unvorsichtige oder gar unsichere Aktionen der Personen A und B könnten schlimme Folgen haben, wie z. B., dass der Hund versucht, sich durch einen Sprung aus seiner vermeintlichen Enge zu befreien. Das gilt besonders bei Treppen ohne deutliche seitliche Begrenzung.
Erfahrungsgemäß überwinden die Hunde ihre Hemmungen sehr schnell; haben sie einmal erfahren, dass sie mittels Treppen ihren eigenen Lebensraum erweitern können, gibt es keine Probleme mehr. Nach erfolgreichen Übungen kann das Interesse zum Treppenlaufen wesentlich dadurch gesteigert werden, dass am Ende ein spannendes Spiel oder der Futternapf als Belohnung winken.

Besondere Schwierigkeiten
Besondere Schwierigkeiten können sich dann ergeben, wenn der Hund nicht mit der Oberflächenbeschaffenheit der Treppenstufen vertraut ist; das gilt für glatte Stufen ebenso wie für Gitterroste. Für solche Fälle ist ein gesondertes Training empfehlenswert. Man schaffe sich Klarheit darüber, dass es dann die dem Hund ungewohnten Berührungen mit den Treppenstufen sind, die ihm Probleme bereiten. Man erkennt dies sehr rasch daran, dass er beim Betreten solcher Oberflächen die Zehen eng zusammenzieht oder sich sogar sträubt, sie überhaupt zu betreten. In beiden Fällen muss über ein entsprechendes Bodentraining zunächst die Voreingenommenheit des Hundes genommen werden.

Bodentraining: Geräteausstattung - Gitterroste - Platten
Man legt je nach Bedarf im Fachhandel oder in Märkten käufliche Gitterroste (a) oder Gesteinsplatten (b) in ca. 40 cm breiten Abständen auf den Boden und führt den angeleinten Hund mittels eines attraktiven Futterbrockens zügig über diese Hindernisse. Dabei lasse man sich nicht irritieren, wenn der Hund zunächst ganz oder stellenweise ausweicht; bei mehr oder weniger häufiger Wiederholung der Übung wird er bald keine Unterschiede beim Betreten der betreffenden Oberflächen mehr zeigen.
Ab dann werden die Abstände zwischen a bzw. b immer mehr verkürzt, bis eine lückenlose Bahn entstanden ist,
Als Kennzeichen zunehmender Unbekümmertheit gegenüber den unterschiedlichen Böden dient das immer weicher werdende und unverkrampfte Aufsetzen der Pfoten.
Danach lege man a bzw. b lückenlos auf eine mindesten 1,50 m lange –Schalungsplatte und wiederhole die Übungen. Als wichtigstes Kriterium für den Erfolg gilt stets das weiche Aufsetzen der Pfoten.
Mit zunehmendem Erfolg werden jeweils zwei Schalungsplatten aneinandergelegt und an der Stoßstelle mit Steinen so unterlegt, dass ein Auf- und Abgang mit zunächst flacher, dann immer steiler werdender Neigung entstehen.

Verstellbare Treppe
Für das weitere Training empfehlen wir die von uns entwickelte variable Treppe. Sie ermöglicht es, sowohl die Tritt- als auch die Setzstufen und die unterschiedlichsten Trittstufenoberflächen und Auf- und Abgänge hinsichtlich der Steilheit und im Wechsel mit Plateaus beliebig zu verändern.
Hunde, die mit diesem Gerät vertraut gemacht worden sind, zeigen keinerlei Probleme in der Überwindung von Treppen jeglicher Art.

Autor: Alfons Saus
 

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