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Das Tabu (Teil2)

Wir setzen ein Tabu
Wegen der besonderen Bedeutung des Tabus für die gesamte Erziehung des Hundes seien an dieser Stelle einige praktische Hinweise gegeben, wie dem Hund das Tabu wirkungsvollvermittelt werden kann.

Erste Übung
Der Hundeführer legt einen Köder in Form eines Futterbrockens (ein kleines Stück Brot oder Trockenfutter) für den Welpen gut erreichbar z.B. auf einen Stuhl. Er führt den Welpen an einer kurzen Führleine an den Brocken heran und untersagt ihm mit einem einzigen Kommando, z. B. pfui, dieses Futter zu nehmen. In dem Augenblick, in dem der Welpe dennoch Anstalten macht, den Happen zu bekommen, gibt ihm sein Führer einen kurzen, aber derben Leinenruck.
Es ist auch sehr wirkungsvoll, statt des Leinenruckes den Welpen kurz, aber derb am Nackenfell zu packen.
In jedem Falle ist besonders darauf zu achten, dass die Maßregelung kurz und für den Welpen eindrucksvoll sein muss.
Wenn die Zurechtweisung wirkungsvoll war, zeigt der Welpe unmittelbar danach gegenüber dem Köder ein Meideverhalten.
In der Regel ist diese einmalige Aktion nicht nachhaltig, so dass der Vorgang wiederholt werden muss. Das Kommando pfui wird stets mit ruhiger, möglichst tiefer und klarer Stimme und ohne jeglichen Ärger gegeben.
Nach wiederholtem Male wird der Hund ablassen, den Köder nehmen zu wollen. Dies ist der Zeitpunkt größten Lobes. Das Lob so-ist-brav kann dadurch noch verstärkt werden, dass der Hund jetzt aus der Hand des Führers einen viel besseren Happen erhält, als ihn der Köder darstellte (z. B. ein Scheibchen Wurst). Der Köder bleibt aber noch für eine Weile auf seinem Platz liegen, ehe ihn der Führer, - für den Hund von da an nicht mehr erreichbar, - entfernt.
Auf diese Weise hat der Führer gegenüber seinem Hund ein Tabu gesetzt, das der Hund in keinem Falle verletzen darf, andernfalls erhält er eine (angemessene) äußerst kurze, aber nachhaltige Zurechtweisung, sprich: Korrektur.

Zweite Übung
Wenn der Welpe die erste Übung verstanden hat, wird diese wiederholt, in dem der Köder an beliebige Stellen gelegt wird, sei dies auf einen Tisch, auf den Fußboden, auf einen Weg o. dgl.
Nach mehreren, an verschiedenen Tagen erfolgreich durchgeführten Wiederholungen dieser Übung lässt der Hundeführer den Welpen mit dem Köder allein, sorgt aber dafür, dass er den Hund so unter Kontrolle hat, dass dieser keine Chance bekommt, den Köder zu ergreifen (z. B. lange Führleine). Jeder erfolgreiche Versuch wird mit größtem Lob und bestem Futter bedacht.
Hat der Hund die Lektion noch nicht begriffen, beginnt der Hundeführer erneut mit der ersten Stufe, bis sein Hund schließlich keinen Versuch mehr unternimmt, den Köder zu nehmen, also das Tabu zu brechen.

Dritte Übung
Erst wenn der Hund mittels Futter das Kommando pfui mit dem richtigen Verhalten verknüpft hat, wenden wir es auch auf andere Objekte an. Es mag jedem vorbehalten bleiben, welche Schwerpunkte er bezüglich des Tabus setzen will; in dem einen Fall mag es sein, dass ein Führer das Tabu auf seinen eigenen Körper oder auf die eigene Kleidung anwenden will, im anderen Falle könnte es das Meiden jeglicher Art von Abfällen, z. B. Pferdekot, Kadaver u.a.m. sein.

Anmerkung:
In jedem Fall ist darauf zu achten, dass der Führer stets eine Möglichkeit hat, unverzüglich auf den Hund einzuwirken, wenn dieser versucht, dass Tabu zu brechen.
Es hat keinen Zweck, den noch nicht hinreichend konditionierten (sprich: mit dem Kommando pfui vertrauten) frei laufenden Hund nur per verbalem Kommando pfui daran hindern zu wollen, Pferdekot aufzunehmen, wenn keine weitere Einwirkung möglich ist, ihn tatsächlich daran zu hindern.
Ein weiterer Fehler würde darin bestehen, den Hund im Nachhinein für seinen Ungehorsam zu maßregeln; er würde jede als „Bestrafung“ angewendete Maßnahme zum Anlass nehmen, sich fortan dem Einfluss seines Führers zu entziehen, wenn dieser das „Reizwort“ pfui ausspricht.
Vierte Übung - Anwendung des Tabus auf unerwünschtes Verhalten
Die bisher beschriebenen Übungen bezogen sich auf das Meiden von Objekten. In analoger Weise kann das Tabu auch auf unerwünschtes Verhalten des Hundes ausgedehnt werden. Hierzu einige Beispiele:

Unerwünschtes Absetzen von Kot und Urin
Der Hund muss nicht an beliebigen Stellen seinen Kot und Urin absetzen. Er kann durchaus mit Hilfe des Tabus (sprich: Kommando pfui) so konditioniert werden, dass er erst dann seine Notdurft verrichtet, wenn wir ihm dazu ein Signal geben.

Aufreiten an Körperteilen des Führers
Gelegentlich versuchen Hunde, an Armen, Beinen oder anderen Körperteilen ihres Führers aufzureiten. Solches Gebaren ist ein äußerst starker Ausdruck von Dominanz; es muss sofort und absolut kompromisslos unterbunden werden. Am wirkungsvollsten ist es, den Hund spontan mit beiden Händen am Nacken- und Rückenfell zu packen und ihn „wegzuschmeißen“.
Um dieses „Wegschmeißen“ vom Ablauf her richtig zu machen, stelle man sich vor, wie der Erzieherhund das machen würde: Er setzt dazu seinen Fang „wie einen Besen ein“, mit dem er das Gegenüber einfach „vom Boden wegfegt“. Natürlich unterstützt man diese Handlung durch das scharf gesprochene Kommando pfui.

Kneifen und Zerren
Viele Hunde neigen dazu, aus lauter Übermut und Bewegungsdrang alles das zu ergreifen, was sich am meisten bewegt. Dieses Verhalten ist ihrem angeborenen Beutetrieb zuzuschreiben, der an und für sich äußerst positiv zu bewerten ist.
Die Frage, ob dieses Verhalten grundsätzlich unterbunden, also zum Tabu erklärt werden soll, oder nicht, kann nur aus der Sicht des einzelnen Führers beantwortet werden:
• Dem einen mag solches Verhalten recht sein, weil er darin für sich und seinen Hund ein willkommenes körperliches Kontaktspiel sieht,
• dem anderen mag dieses Verhalten zu aufdringlich sein.
Im ersten Fall möchte man dem Führer gratulieren, der Zerrspiele mit seinem Hund zulässt, weil er sie in die richtigen Bahnen zu lenken und im richtigen Augenblick auch zu beenden weiß, dem anderen sei der Rat gegeben, das Verhalten seines Hundes auf ein Beuteobjekt umzulenken und sich damit die Möglichkeit zu verschaffen, dem Hund grundsätzlich Kneifen und Zerren an Körper- und Kleidungsstücken seines Führers zum Tabu zu erklären.

An der Führleine zerren
Der an sich harmlose Drang des Hundes, die Führleine in den Fang zu nehmen, ist anfangs praktisch immer Ausdruck überschäumender Freude, denn das Anlegen der Leine signalisiert dem Hund den Beginn des lang ersehnten Spaziergangs. Durch falsches Verhalten des Führers kann dieses Gebaren aber darin ausarten, dass es bald zu lästigen Zerrspielen zwischen ihm und dem Hund kommt. Um letzteres zu vermeiden, muss der Führer entscheiden,
• ob sein Hund die Leine tragen darf, d. h. er überlässt sie komplett dem Hund, - dann kommt es erst gar nicht zum Zerren, - oder,
• ob er die Leine nur benötigt, um den Hund zu führen, was am häufigsten zutrifft.
Im ersten Fall kann die Freude des Hundes, einen Gegenstand im Fang zu tragen, - hier also die Leine, - durchaus willkommen sein, wenn sein Führer in der Lage ist, dem Hund jederzeit den betreffenden Gegenstand abzuverlangen. Dann wird das Tragen der Leine letztlich zu einer Gehorsamsübung.
Im zuletzt gemeinten Fall wird es dem Hund grundsätzlich untersagt, die Leine in den Fang zu nehmen; sie wird zum Tabu erklärt. Wie macht man das?
So unglaublich das auch klingen mag, es ist unerwartet einfach, dem Hund das Zerren an der Leine abzugewöhnen. Dazu bedarf es einer kurzen Erläuterung: Das Zerren an der Leine ist letztlich auf den (jedem Hund angeborenen) Beutetrieb zurückzuführen. Hat er die Leine erst einmal in seinem Fang, wird er sie umso kräftiger festhalten, je derber sein Führer daran zerrt nach dem Motto: Zug erzeugt Gegenzug. Also muss der Führer das Zerren abstellen! Dies gelingt aber nur dann, wenn er, der Führer, dem Hund zunächst einen noch stärkeren Reiz zum Greifen der Leine vermittelt, als es der Gegenzug des Hundes vermag. Dieses scheinbar widersprüchliche „Spiel“ gelingt unverzüglich, wenn der Führer selbst die Leine mit beiden Händen greift und sie derart strafft, als wolle er sie zerreißen. Das so gespannte Leinenstück ist höchstens etwa zwanzig Zentimeter lang.
Den so gespannten Teil der Leine hält man dem Hund provokativ vor die Nase und verbietet ihm gleichzeitig mit einem äußerst scharf gesprochenen Kommando pfui, in die Leine zu beißen. Wenn der Führer seine volle physische und, - was wichtiger ist, - auch psychische Kraft in diese Aktion steckt, wird der Hund es nicht wagen, in die gespannte Leine zu beißen, sondern er wird Zeichen eines Meideverhaltens zeigen.
Dieses Verhalten lobt der Führer mit einem kurz gesprochenen so-ist-brav und nimmt gleichzeitig die Spannung aus der Leine. Es ist günstig, unverzüglich nach dem Entspannen der Leine beide Hände entspannt etwas vom Hund weg in Richtung des eigenen Körpers zu bewegen, um den Beutetrieb des Hundes nicht erneut zu provozieren.
Wenn der Hund angeleint ist, muss der Führer darauf achten, dass die Spannung zwischen derjenigen Hand, die dem Halsband am nächsten ist, und dem Hund bei der hier beschriebenen Aktion gelockert wird. Das geht erstaunlich einfach, indem die betreffende Hand leicht in Richtung des Hundes geführt wird, ohne die zwischen den Händen herrschende Anspannung der Leine zu entlasten. Ansonsten verfährt man, wie vorher beschrieben.

Weshalb „funktioniert“ das?
Prinzipiell besteht eine Parallele zwischen der hier beschriebenen Übung und dem vorher beschriebenen Verhalten des Erzieherhundes: Wie dieser, erklären wir allein durch unser Verhalten dem Hund gegenüber einen Gegenstand zum Tabu; dort war es z. B. ein Blatt oder ein sonstiger beliebiger Gegenstand, im vorliegenden Fall ist das die Führleine.

Fünfte Übung - Absichern des Tabus
Nach unseren eigenen Erfahrungen erlernen Hunde besonders im Welpenalter sehr schnell, Tabus zu respektieren. Sie sind gegenüber Erziehungsmaßnahmen ihrer Führer sehr empfänglich. Ein im Welpen- oder – spätestens – frühen Junghundalter eintrainiertes Tabu wird auch im Erwachsenenalter des Hundes respektiert, ohne dass dafür drastische Maßnahmen ergriffen werden müssten.
Wenn aber die richtige Zeit verpasst worden ist, helfen in der Regel nur noch massive Einwirkungen, wenn es darum geht, dem Hund Tabus zu vermitteln. Hierzu gehört, nötigenfalls der Einsatz des Stachelwürgers oder des Teletakt-Gerätes.
Das Teletakt-Gerät ist auch bestens dazu geeignet, bereits eingeübte Tabus abzusichern.

Hinweis:
An die Verwendung von Teletakt-Geräten als Ausbildungshilfen bei Hunden werden je nach Land bestimmte Voraussetzungen geknüpft. Wir empfehlen dringend, vor der Anwendung dieser Erziehungshilfen
• die Rechtslage zu prüfen,
• bei der Auswahl des Gerätes sehr sorgfältig zu sein (zahlreiche Fabrikate sind untauglich) und
• sich vor der Anwendung sachkundig zu machen (z. B. bei dafür lizenzierten Personen oder Schulen).

Wie viele Tabus sollte der Hund befolgen?
Die indirekte Antwort auf diese häufig gestellte Frage wurde bereits in den vorhergehenden Abschnitten gegeben:
• Anhand eines einzigen Tabus, das dem Hund richtig vermittelt worden ist, lernt er unverzüglich, wer sein Führer ist.
Deswegen ist das Einüben des Tabus bestens geeignet, dem Hund seine Stellung in der Hierarchie seines Rudels, nämlich gegenüber den Mitgliedern der Familie, in der er lebt, klarzumachen.
Je mehr Tabus (sprich: Verbote) wir dem Hund setzen würden, umso enger würde nicht nur sein Freiraum, sondern umso schwerer würden wir uns das Leben mit ihm machen, da wir letztlich nur noch damit beschäftigt wären, auf die Einhaltung von Tabus zu achten. Das aber kann und darf nicht Ziel des Zusammenlebens mit dem Hund sein!
Dem Hund jeglichen Freiraum zu nehmen, hätte auch weitere tief greifende negative Folgen, auf die im vorliegenden Zusammenhang dringend hingewiesen werden muss.
• Frustration
Durch ständige Einschränkung seines Lebensraums wird der Hund letztlich so frustriert, dass er nicht mehr fähig ist, sich zu entfalten. Das, was uns am Zusammenleben mit ihm eigentlich wichtig war, kann nicht mehr zum Tragen kommen. Der Hund wird je nach seiner eigenen Veranlagung lethargisch oder aggressiv.
• Aggression
Wenn der Hund nicht genügend Betätigungsmöglichkeiten hat und seinen natürlichen Bewegungsdrang nicht hinreichend ausleben kann, entwickelt sich nach und nach ein Triebstau, der sich in der Regel spontan und meistens unvorhersehbar und völlig unkontrolliert entlädt. Oftmals waren und sind Verhaltensanomalien des Hundes auf einen Triebstau zurückzuführen. Wenn er, um einige simple Beispiele zu nennen, Joggern hinterherläuft, vorbeifahrende Autos anbellt oder sich auf jeden Hund stürzt, der ihm begegnet, ist das meist Ausdruck eines sich entladenden Triebstaus.
Viele bekannt gewordenen Fälle, in denen Hunde Menschen angegriffen und sie sogar getötet haben, sind als Folgen von Triebstaus zu betrachten.
Was sollte zum Tabu erklärt werden?
Prinzipiell ist es egal, welches Tabu dem Hund vermittelt wird, da es letztlich dazu dient, ihm seine untergeordnete Stellung im Zusammenleben mit dem Menschen zu vermitteln. Dennoch ist die hier gestellte Frage berechtigt. Zur Beantwortung sollten einige Aspekte berücksichtigt werden, die aus dem Verhalten des Hundes in verschiedenen Situationen entnommen werden können.
Die meisten gesunden Hunde sind auf Futter bedacht. Für solche eignet sich das bereits beschriebene Übungsprogramm (siehe: Übung 1 bis 5). Dieses Programm ist dem natürlichen wölfischen Verhalten nachempfunden und deswegen bedenkenlos auf jeden Hund anwendbar.
Wenn von anderer Seite empfohlen wird, dem Hund seine Abhängigkeit und Unterlegenheit dadurch zu zeigen, dass man ihm während seiner Fütterung sein Futter, wenn auch nur vorübergehend wegnimmt, widerspricht das seinem natürlichen Verhalten.

Einige Kritische Anmerkungen:
Nach unseren Erfahrungen gibt es kaum Hundeführer, die im Umgang mit dem Tabu besonders sorgfältig sind; sie nehmen arglos nahezu jede Gelegenheit zum Anlass, ihrem Hund Tabus zu setzen, ob das jeweils angebracht ist, oder nicht.
Durch ein solches Fehlverhalten des Führers wird die nachhaltige Wirkung des Tabus abgestumpft, oder es macht dem Hund das Leben letztlich zur Qual.
Deshalb ist dringend anzuraten, sich genauestens Gedanken darüber zu machen,
• welche Objekte bzw.
• welches Verhalten
dem Hund wirklich für die Dauer seines Lebens versagt werden sollen.
Es ist besser, nur wenige Tabus zu setzen und diese auch strengstens einzuhalten, als dem Hund auf Schritt und Tritt Dinge zu verbieten.
Sollte der freilaufende Hund hier und da ein Tabu brechen, indem er z.B. auf dem Spaziergang Kot aufnimmt, obwohl wir es ihm verboten haben, dann hat es keinen Sinn, ihn nur durch ein Kommando daran hindern zu wollen, wenn er bereits dabei ist, das Verbot zu brechen. In diesem Falle empfiehlt es sich, so zu tun, als habe man das Fehlverhalten des Hundes überhaupt nicht wahrgenommen, denn würde man ihn durch Zurufen daran hindern wollen, aber nicht auch dafür sorgen können, den Befehl durch eine direkte körperliche Einwirkung durchzusetzen, wäre der Lerneffekt des Hundes bald der folgende: „Wenn ich nur weit genug von meinem Führer entfernt bin, kann er mir nichts anhaben.“
Hunde, welche die Erfahrung gemacht haben, dass sie sich durch Entfernen von ihrem Führer dessen Maßregelung entziehen können, werden sich sehr bald überhaupt nicht mehr zu ihrem Führer begeben, wenn dieser sie ruft.
Solches Verhalten des Hundes wird meistens noch dadurch unterstützt, dass sein Führer ihn dann, wenn er ihn endlich wieder an der Leine hat, umso arger bestraft.
Eine Maßregelung für einen (zeitlich) zurückliegenden Ungehorsam kann der Hund nicht verstehen. Er lebt in dieser Beziehung stets in der Gegenwart:
• Der Hund bezieht eine Maßregelung immer auf sein momentanes Tun.
• Ebenso bezieht er ein Lob für erwünschtes Verhalten stets auf die Gegenwart.
Wenn er, um bei dem obigen Beispiel zu bleiben, zum Führer zurückkommt, nachdem er das Verbot, Kot aufzunehmen, überschritten hatte, und dann wegen dieses Ungehorsams bestraft wird, bezieht er die Strafe auf das Zurückkommen, und nicht auf das – verbotene – Aufnehmen von Kot. Als Ergebnis dessen wird er sich bei nächster Gelegenheit erst gar nicht mehr zu seinem Führer begeben, wenn dieser ihn auch noch so freundlich ruft.

Richtiges Verhalten des Führers
Wenn der Hund ein Tabu gebrochen hat (siehe obiges Beispiel: Aufnahme von Kot), dann muss sein Führer unverzüglich eine Korrekturmaßnahme ergreifen, die der Hund aus seinem eigenen Verhalten heraus versteht. Dies ist aber erst dann möglich, wenn er den Hund unter Kontrolle, d. h. wieder an der Leine hat. Wie schafft man das?
Aus seinem wölfischen Verhalten her „versteht“ der Hund, wenn sein Erzieher ihm zunächst quasi eine Falle stellt (siehe Abschnitt: Der Erzieherhund setzt Tabus). Dazu wenden wir, wie es im menschlichen Sprachgebrauch heißt, zunächst eine „linke Tour“ an: Wir locken den Hund mit einem Futterbrocken zu uns, überlassen ihm wortlos den Brocken und leinen ihn an. Dies geschieht ohne jegliches Lob.
Anschließend führen wir ihn an der Leine zu dem Objekt, das wir vorher zum Tabu erklärt haben, im vorliegenden Falle also an den Kot. Dann erst verbieten wir ihm mit einem scharfen Kommando „pfui“ und unter Anwendung eines Ruckes, sich dem Kot weiter zu nähern, geschweige denn, ihn gar aufzunehmen. Diese Maßnahme wird unverzüglich wiederholt. Sollte der Hund auf diese Einwirkung hin gegenüber dem Kot kein deutliches Meideverhalten zeigen, dann war unsere Einwirkung nicht hinreichend; sie muss sofort und strenger als vorher, wiederholt werden.
Das von uns erwünschte Verhalten, nämlich den Kot meiden, quittieren wir mit einem Lob, z. B. so ist-brav, das aber so streng gesprochen wird, dass schon der Tonfall dem Hund eine klare Warnung ist, für den Fall, dass er wieder Kot aufnehmen wollte.
Hierbei spielt die richtige zeitliche Abfolge unseres Tuns eine ganz wichtige Rolle! Es muss immer beachtet werden:
• Erstens: Kommando (im vorliegenden Fall also das Wort pfui als Verbot)
• Zweitens: Einwirkung des Führers auf den Hund, damit der Hund das erwünschte Verhalten tatsächlich zeigt (im vorliegenden Fall also der Leinenruck)
• Drittens: Bestätigung durch den Führer für das erwünschte Verhalten des Hundes (im vorliegenden Fall eine derb gesprochenes Lob ggf. unerstützt durch einen Futterbrocken)
Alle Maßnahmen müssen kurz und präzise sein!
Anschließend leinen wir den Hund ab und machen mit ihm z. B. ein interessantes Beute- oder Versteckspiel oder dgl.

Autor: A. Saus
Literatur
Lois Crisler "Wir heulten mit den Wölfen",
F. A. Brockhaus Wiesbaden 1963 (Stichwort: Tabu)
Theodor Heßling (Herausgeber) „Teletakt-Gerät, Zaubermittel oder Quälerei?“ B. Heimann GmbH, Dinklage
 

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