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Beutetrieb – was ist das?

Jeder Hund besitzt einen mehr oder weniger stark ausgeprägten Beutetrieb. Dieser ist Teil seiner Wesensveranlagungen.
Ziel und Zweck des Beutetriebes ist es, die eigene Ernährung, aber auch die der Meute und der eigenen Sippe, sicherzustellen.

Der Beutetrieb äußert sich in bestimmten und praktisch gleichbleibenden Verhaltensweisen des Hundes. Da das Wissen um diese Verhaltensmuster einer¬seits von grundlegender Bedeutung für das Verstehen hündischen Tuns, andererseits aber auch für Erziehung- und Ausbildungszwecke wichtig ist, wollen wir uns in aller Kürze mit diesen Verhaltensweisen vertraut machen. Es ist ebenso aufschlussreich wie faszinierend¬, einmal die Handlungskette vom Aufspüren der Beute bis zu deren Erlegen nachzuvollziehen.


- Nahrungsbeschaffung nach Art des Wolfes -
Auf der Suche nach Nahrung hat der Vorfahre des Hundes, der Wolf, täglich oft weite Strecken zurückzulegen. Hierfür hat ihn die Natur mit einem Gangwerk ausgestattet, das ihn zu lang andauerndem Trab, aber auch zu spontanem geschmeidigem Spurt und zu kraftvollem Sprung, gepaart mit blitzschneller Wendigkeit befähigt. Zudem kommen ihm seine - vergleichsweise zum Menschen - besonders gut veranlagten Sinnesorgane, nämlich Gesicht, Gehör und Geruch zustatten, mit deren Hilfe er Beute aufzuspüren vermag. Unser Haushund hat noch viel von dieser Ursprünglichkeit des Wolfes.

- Aufspüren und verfolgen der Beute -
Da ist zunächst das Aufspüren der Beute. Dies geschieht mit den Augen durch direkten Sichtkontakt, wobei die Fähigkeit zum Erkennen von Bewegungen besonders gut ausgeprägt ist. Aber auch die Wahrnehmung von Geräuschen, auf die der Hund etwa fünfmal empfindlicher reagiert als der Mensch, hilft ihm beim Aufspüren von Beute. Schließlich ist seine hervorragende Riechfähigkeit zu nennen, die unsere Riechfähigkeit weit übersteigt. Die vor ihm fliehende Beute hinterlässt vielfältige Duftspuren, die dem Hund noch nach Stunden Hinweise auf die richtige Fährte geben. Wenn er sich der Beute auf Sichtweite genähert hat, verfolgt er sie durch Hetzen und Jagen.

- Erlegen der Beute -
Hat er die Beute schließlich erreicht, muss er sehr geschickt vorgehen: Gezielt anspringen, sicher und kräftig zubeißen, niederreißen und totschütteln sind diejenigen Handlungen, die zum Erlegen der Beute erforderlich sind.

- Sichern der Beute -
Aber selbst dann, wenn die Beute getötet ist, muss er sie vor den Konkurrenten, die ihm das Eroberte streitig machen wollen, verteidigen und sichern; das geschieht durch Wegtragen und Verstecken der Beute.

- Zerreißen und fressen der Beute¬
Auch dies verläuft nach bestimmten Regeln. Das Vorrecht hat der Rudelführer; er holt sich die besten Happen¬. Erst dann macht sich die restliche Meute über die Beute her.
Das die geschlagene Beute zunächst aufgerissen und die Innereien zuerst verzehrt werden, hat mit dem besonderen Verdauungssystem wölfischer Arten, also auch unseres Haushundes, zu tun.

- Rudelverhalten -
Nun folgt eine wichtige Feststellung: Wenn ein Rudelmitglied einen Happen der Beute erobert hat, wird ihm dieser von keinem anderen Rudelmitglied streitig gemacht. Diese wichtige Verhaltensweise ist auch in dem Buch von Lois Crisler ”Wir heulten mit den Wölfen” eindrucksvoll beschrieben.

(Autor: Prof. Dr. A. Saus)
Literatur: Lois Crisler "Wir heulten mit den Wölfen", F. A. Brockhaus Wiesbaden 1963
 

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